Promo-Texte bitte kennzeichnen, Freitag.de!

Mein lieber Freitag.de,

an ziemlich prominenter Stelle Deiner Website, in der rechten Spalte, stellst Du uns Lesern ein „Buch der Woche“ und ein „Album der Woche “ vor, in Bild und Text ange„teasert“. Nach meinem Verständnis sollte hinter so einer „Empfehlung“ erstens eine wohlfeile Auswahl durch die Kulturredaktion stecken und zweitens der entsprechende Text zum „anmoderieren“ der Empfehlung eine ebensolche redaktionelle Leistung sein.

An beidem muss ich jetzt begründet zweifeln. Denn der Text zum aktuellen Album der Woche – DOM von Joachim Witt – entspricht eins zu eins dem Promotion-Text zu diesem Produkt. Er findet sich im gleichen Wortlauf auf der Website von Joachim Witt, die (mit) von seiner Plattenfirma Sony Music zu Promotion-Zwecken betrieben wird:

Dieser Promotion-Text geht auch an Vertriebspartner heraus, etwa den Versandhändler „jpc“:

Zwar findet sich auf Deiner Website zum „Album der Woche“ ein Hinweis, dass diese „in Zusammenarbeit mit Sony Music“ entstehe, ebenfalls in der rechten Spalte. Dort, wo dann auch eine Künstler-Biographie aus Wikipedia übernommen ist, wie die entsprechende Kennzeichnung deutlich macht (unter dem Sony Music Banner):

Doch dass der Haupt-Anreisser-Text von keinem Redakteur oder Autor verfasst ist, sondern abermals derselbe Promotion-Text der Plattenfirma ist, darauf findet sich leider kein konkreter Hinweis.

Und das betrachte ich – als treuer Leser und Dir zugewandtes Community-Mitglied – als ziemlich unverhohlene Schummelei, ich fühle mich betrogen.

Muss das wirklich sein? (Also aus finanzieller Not, etwa?)

Zum  einen widerspricht dieses unaufrichtige Unterjubeln von Promo-Texten – ob nun direkt bezahlt oder als indirekte „Kooperation“ kaschiert – dem Gebot der Trennung von Redaktion und Werbung (Artikel 7 des Pressekodex des Deutschen Presserates).

Zum anderen zerstört es das zwischen Blatt und Leser geknüpfte Vertrauen. Denn wenn die Redaktion bereits oder sogar ausgerechnet an dieser obersten Stelle, wo sie mir eigentlich eine bewusst getroffene Auswahl an außergewöhnlicher Platzierung und mit gut gewählten Worten präsentieren sollte, einfach nur den Waschzettel eines Werbepartners oder Sponsors vor die Nase hält – was schwappt mir dann wohl im Heft/im Blatt/in den tieferen Ebenen derWebsite entgegen? Was ist da noch alles einfach übernommene, verkaufte „Redaktion“? Und was schreibt die Reaktion überhaupt noch selbst?

Nee, nee, mein lieber Freitag.de, so is‘ dit‘ nüscht, das bringt nur Unruhe in unsere Beziehung. Wenn Du es nötig hast, „Album der Woche“ und „Buch der Woche“ als verkaufte Redaktion zu platzieren – OK, so mag es Medien halt gerade gehen – dann musst Du das aber auch mitteilen und kennzeichnen! Und zwar ganz am Anfang, also auf der Startseite, und permanent, also bei jeder Darstellung des Textes auf jeder Website-Ebene. Und ganz ungeschminkt, also mit einem klaren Hinweis: „Promotion-Text unseres Sponsoring-Partners“, am besten fett oder rot oder anders auffällig gesetzt. Das wäre deutlich. Und ehrlich. Und  nachhaltig.

Oder etwa nicht?

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