The xx: Geheimnisvolles Fensterkreuz – und erstes dynamisches Pop-Symbol

Mit ihrem neuesten Album Coexist scheint die Alternative Poprock-Band aus London, The xx, endgültig in der obersten Indie-Liga angekommen. Beim Album-Artwork bleibt das Trio minimalistisch: ihr Erkennungszeichnen, das streng geometrisch konstruierte x aus zwei gleich langen, exakt mittig und rechtwinklig gekreuzten Balken, gibt als eine Art Fensterkreuz den Blick auf ein abstraktes, künstlerisches Motiv frei – mehr nicht. Das ist geheimnisvoll, das macht neugierig, das ist aber auch mutig: Weder der Name der Band noch der des Albums sind auf dem Cover zu lesen. Die Band vertraut offenbar ganz auf die Kraft ihrer Marke, die ja bislang allenfalls dem Kreis der Fans und Insidern vertraut war.

Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 2009 setzt The xx auf Reduktion, nahezu sämtliche Cover folgen dem Prinzip „Fensterkreuz“ mit Durchsicht.

Bei Live-Auftritten sind dann ein oder mehrere Leuchtende x zu sehen, etwa als Verblendung der Keyboard/-Synthie-Ständer:

Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_xx_Dec._2_09.jpg

Die Einfachheit, das Schlichte und die Strenge des schwarzen oder ausgestanzten x wirken und überzeugen, weil es keine Ablenkungen drumherum gibt. Geheimnisvoll hingegen wird dieses Logo-Konzept, wenn das X wie ein Schlüsselloch funktioniert und begrenzte Blicke auf „etwas dahinter“ zulässt. Mal farbig, meist abstrakt, setzte das Artwork bislang meist künstlerische Motive ein. Mitunter auch mit einer minimalen Dynamik, wie bei dieser Einladung mit integrierter (GIF)-Animation, entnommen der The xx-Website:

Hierin zeigt sich das große Potenzial dieses Logos, das ich hier jetzt einfach mal als eines der ersten wirklich dynamischen, von mir aus auch wahrlich „multimedialen“ Pop-Symbole deklariere. Denn im Grunde genommen ist die ständige Veränderung des Motivs im Fensterkreuz Teil des Konzepts. Mir gefällt das. Allerdings ist es momentan noch schwierig, die Mini-Animation in dem x auf allen Plattformen beizubehalten. Bei (analogen) Drucksachen müssten die Produzenten Variationen oder gar Zufallskreationen generieren. Einfacher wäre variieren und animieren in den digitalen Umgebungen, doch weder Favicons in der Browserzeile noch App-Icons noch Facebook-Profil-Köpfe lassen es (derzeit) zu, dass sich ihr Inhalt „bewegt“. Aber, wer weiß, vielleicht kommt das ja bald – nein, anders: ich bin überzeugt, dass das bald geht. Denn Icons, Logos und Symbole die wabern, pulsieren oder atmen, die wirken im Wortsinne lebendiger, können mehr Identität entwickeln (und stiften) und sich noch mehr abheben aus der Menge. Wir werden (es) sehen!

Die App (für iPhone) ist übrigens von 2010, sie erschein im Nachgang des ersten Albums und enthält nur ein paar Videos, taugt nicht wirklich viel, wurde offenbar nie richtig gepflegt. Aber, das App-Icon ist natürlich super, denn selbst bei noch so großem Gewimmel auf dem Smartfon-Monitor sticht das weisse x auf schwarzem Grund immer hervor, lässt sich ganz schnell finden.

Für den Umgang mit Pop-Symbolen lohnt sich ja immer ein Blick auf die Website und in den Merchandise-Store, so auch bei The xx. Die Website lehnt sich ans Album-Artwork an, sieht gut aus. Beim Merchandise besonders gelungen finde ich die Variante des schwarzen X auf schwarzem Grund, das kommt elegant, etwa bei T-Shirts. Aber auch die Silber-auf-Schwarz-Designs gefallen mir, etwas das Skateboard-Deck – würde ich mir auch als Nicht-Fan glatt zulegen, weil’s schlicht und einfach megacool aussieht. Hübsch auch die massiven Ohrstecker, die haben Stil, finde ich.

Wir sehr die Band selbst auf ihr Logo, ihren „Brand“ mit dem x steht, zeigt meiner Meinung nach auch – und unter anderem – der  Weblog (auf tumblr). Hier verlieren sie wenig Worte sondern kommunizieren über Bilder und Videos, die ihnen gefallen oder aufgefallen sind.

In diesem Screenshot von heute (24.10.) findet sich dann ein Foto einer Hauswand, auf der quer über Fassade und Eingangstüren das Motiv des „Coexist“-Albums prangt. Wie die Buildunterschrift verrät, handelt es sich um das (Home-)Studio, in dem das erste The xx-Album entstand und die Studio-Betreiber zollen auf diese Weise Respekt gegenüber der Band, die sich darüber riesig freut: