Bitte keine Werbung – auch nicht am Schalter!

So, liebe Deutsche Post, das war das letzte mal, dass ich mich diesen unablässigen Werbe-Aufdrängungen Deiner „Schalterbeamte“ unvorbereitet ausgesetzt habe. Ab sofort bin ich für das „Kundenkontaktgespräch“ präpariert. Und wie!

Nein, nein, es geht gar nicht um die Warteschlangen in Deinen Filialen. In wohlgemerkt allen Deinen Filialen, egal zu welcher Tageszeit, egal in welcher Stadt, egal in welchem Ortsteil: die Wartezeit habe ich eingebongt mit rund 10 bis 30 Minuten, damit liegt man nie falsch. Nein, es geht um Deine systematischen, dreistufigen Werbe-Aufdrängungen in den Filialen.

Erste Stufe: Diese Flipcharts-Ständer, gerne irgendwo im Weg stehend. Auf DINA0-großem Karopapier finden sich von Hand gekritzelte „Angebote“ zu Verzinsungen von Geldanlagen und geben immer vor, „aktuell“ zu sein – und das mehrere Monate lang. Ganz ehrlich: Das ist lächerlich. Aber, geschenkt, irgendwie hat es ja auch was: den Charme von Kindern, die auf dem Gehweg eine Decke ausbreiten und ihre Star Wars Karten, Playmobil-Figuren und Drei ???-CD‘s feilbieten. Wie niedlich.

Zweite Stufe: die Monitore hinter, über und neben den Tresen. Darf ich mal fragen, welche Berater Dir das eingeredet haben? Hoffentlich nicht jene, die schon bei Schlecker mit diesem großartigem „In-Store-TV“ dazu beitrugen, dass … aber ich will hier ja nicht unken. Dein zwar stumm geschaltetes, dafür omnipräsentes „Verkaufsraum-Fernsehen“ funktioniert schon mal deswegen nicht, weil dort in Dauerschleife Deine wenigen Eigenwerbespots laufen, und zwar immer und immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder und immer wieder … ja, genau, das gereicht allenfalls zu Hypnose. Die ist schön, aber nutzlos: Wer in einer Schlange wegdämmert, den holt der verlässlich kommende Weckruf „Hey, aufrücken da vorne!“ schnell aus dem Stehschlaf in die Realität zurück. „Mann, Mann, Mann!“

Dritte Stufe: Die werbenden Schalterbeschäftigten. Kaum habe ich das eigene Anliegen formuliert, da kommt von ihnen schon das vermeintlich beiläufige „Haben Sie auch ein Konto bei uns?“ In der Regel gefolgt von einem Hinweis auf die (räusper) „aktuellen“ Angebote für‘s Sparen, Anlegen, Deponieren … egal, ich höre da nie hin, ich gehe auf „subjektive Stummschaltung“. Die bleibt aktiviert bis zur Übergabe des Pakets, bis zum Aushändigen des Formulars oder was immer der eigentliche Grund des Postbesuchs war. Denn kurz vor dem Finale – dem Ausdruck der Quittung – kommt ja noch die Werbung für „unseren Partner“, den Stromanbieter X, Y oder Z: Flyer-Schwenken, den „Kennen Sie schon …“-Satz flöten und Blickkontakt suchen. Damit findet mein „Schalter-Erlebnis“ eigentlich sein Ende. Dachte ich. Bis mir neulich der behende, ehrgeizige oder schlicht auf Provisionen scharfe (?) Postler dann auch noch einen Wechsel des Telekommunikationsversorgers nahe- und ein Prospekt vor die Nase legte.

Mann, Mann, Mann. Das waren dann vier Werbeunterbrechungen innerhalb einer Kundenkontaktzeit von rund 120 Sekunden – alle Achtung. Wann führst Du wohl gläserne Vitrinen ein, so groß wie beim Bäcker, wo Du die Werbeflyer Deiner Partner dann wie Brötchen und Kuchen auslegen kannst – da hast Du viiiiiiiel Platz für viiiiiiele Flyer und viiiiiiele aktuelle Angebote.

Im Ernst: Mir reicht es jetzt. Da es ja nicht in jedem Fall Alternativen dazu gibt, eine Deiner Filialen aufzusuchen – etwa für eine „Post-Ident“-Identifizierung, für die persönliches Erscheinen notwendig ist – greife ich ab sofort zu Gegenmaßnahmen. Und zwar auf drei Ebenen.

Erstens, ich gebe mich offen als Werbeverweigerer zu erkennen: Analog zu diesen Aufklebern auf Briefkästen trage ich jetzt ein T-Shirt mit dem Hinweis „Bitte keine Werbung!“, ein Basecap mit der Losung „Opt out!“ und einen Button mit dem Spruch „Egal was es ist – ich will es nicht!“ Wer das alles nicht liest – sehr wahrscheinlich – oder es ignoriert – noch wahrscheinlicher – dem lege ich zweitens sofort einen Flyer auf den Tresen, auf dem groß und deutlich steht: „Ich stehe auf der Robinson-Liste!“ In diese von Werbewirtschaft und Direktvermarktern an sich akzeptierte Datenbank lässt sich eintragen, wer keine „Postwurfsendungen“, Werbe-Anrufe oder Werbe-Mails erhalten will. Ob dieses Gebot aber auch bei Direkt-ins-Gesicht-Marketing greift? Daher habe ich jetzt  drittens immer mein „mobile Sales-Bag“ dabei. Etwa so groß wie eine Erste-Hilfe-Box für‘s Auto – und mindestens genau so nützlich.

Sobald mir Dein „Postbank-Berater“ seine Werbe-Botschaft aufdrücken will greife ich in mein „Sales-Bag“, packe sofort etwas auf den Tresen und frage mein Gegenüber: „Möchten Sie vielleicht diesen Krimi kaufen? Ist spannend – und gerade im Angebot (!) Oder kennen Sie schon meine selbstgemachte Marmelade, ökologisch korrekt. Gerne genommen werden auch diese Star-Wars-Karten – der Satz ist komplett!“ Natürlich ist damit zu rechnen, dass wenig später in der Warteschlange flirrende Unruhe ausbricht, die sich schnell zu blankem Hass aufschaukelt. Dann drehe ich mich ganz gelassen um, und sage, auf Deinen Postler zeigend: „Der da hat angefangen. Er will mir Strom verkaufen. Und so‘n DSL-Dingsda. Davon verstehe ich aber nichts, dazu muss ich aber erst einmal vernünftige Informationen haben … .“ Ich denke, das sollte genügen, um einen gepflegten Aufruhr zu entfachen.

Sag jetzt nicht, ich würde überreagieren. Ändere lieber etwas. Du könntest aufhören, Deine Mitarbeiter anzuweisen, unablässig diesen verbalen Spam abzusondern, das ist entwürdigend für sie – und es nervt.

Sagt: Dein König.

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